194  Siebtes  Kapitel:  Haftung  der  Online-Diskussionsplattformen  strahlungswirkung  auch  bei  der  –  für  den  Autor  angesichts  seines  Ver-  breitungsinteresses  wiederum  mittelbar  bedeutsam  werdenden  –  Bestim-  mung  des  Umfangs  der  Störerhaftung  des  Plattformbetreibers  Berück-  sichtigung  finden  muss.  995  II.  Insbesondere:  Die  Auswirkungen  der  Pseudonymität  Die  Pseudonymität  ändert  grundsätzlich  nichts  an  einer  etwaigen  eigen-  ständigen  Unterlassungspflichtigkeit  des  Autors.  In  der  Rechtswirklich-  keit  dagegen  bedeutet  die  Unerreichbarkeit  einer  ladungsfähigen  An-  schrift  des  Primärverletzers,  dass  sich  die  Frage  nach  einer  (dann  nicht  mehr  nur  ergänzenden)  Inpflichtnahme  des  Betreibers  der  Diskus-  sionsplattform  umso  dringlicher  stellt.  Hier  allerdings  den  Betreiber  der  Diskussionsplattform  nur  solange  und  soweit  haften  zu  lassen,  wie  er  nicht  die  ladungsfähige  Anschrift  des  Primärverletzers,  also  des  Autors  des  rechtsverletzenden  Beitrags,  nennt,  geht  fehl.  Eine  solche  materiell-rechtlich  begründete  „Ausfallhaf-  tung“  des  Störers  ist  mit  der  Konzeption  der  Störerhaftung  nicht  ver-  einbar  und  deshalb  abzulehnen.  996  Auch  die  Pseudonymität  des  Primär-  verletzers  vermag  an  dieser  Ablehnung  einer  „Haftungshierarchie“  nichts  zu  ändern.  Bei  Lichte  besehen  ist  die  schwierigere  Erreichbarkeit  des  Primärverletzers  auch  nach  dessen  Identifizierung  durch  den  Diensteanbieter  sogar  ein  Argument  gegen  eine  bloß  subsidiäre  Haftung  des  Providers.  III.  Das  „virtuelle  Hausrecht“  1.  Notwendigkeit  Fortgesetzte  schwere  Störungen  durch  einzelne  Nutzer  der  Diskussions-  plattform  997  führen  häufig  dazu,  dass  der  Plattformbetreiber  sich  ge-  zwungen  sieht,  die  betreffenden  Nutzer  von  der  weiteren  Benutzung  995  Zu  eigenen  Grundrechten  des  Plattformbetreibers  siehe  oben  S.  78.  996  Ausführlich  hierzu  oben  S.  48.  997  Vgl.  hierzu  die  von  der  Staatsrechtswissenschaft  häufig  verkannte  Monographie  „Der  Parlamentarier  als  Störenfried  –  für  mehr  Ordnung  im  Bundestag“,  in  der  Friedrich  Gottlob  Nagelmann  kurz  vor  seinem  ebenso  jähen  wie  qualvollen  Tode  mit  Verve  für  eine  strengere  Leitung  der  Plenarsitzungen  plädiert  und  unter  Einbeziehung  neuester  erwachsenenpädagogischer  Erkenntnisse  ein  bahnbrechendes  „gestaffeltes  Sanktionensystem“  entwirft.  Diese  hochpolitische,  auf  Anregung  seines  langjährigen  Fernschachpartners  Jakob  Maria  Mierscheid  entstandene  Streitschrift  wurde  erst  im  Zuge  eines  unwürdigen  Erbenstreits  im  umfangreichen  Nachlass  Nagelmanns  gefun-  den  und  schließlich  auf  Drängen  seiner  zahlreichen  Weggefährten  postum  veröffent-  licht.