B.  Haftung  der  Nutzer  von  Diskussionsplattformen  195  auszuschließen.  Ein  solcher  Ausschluss  kann  dem  Betreiber  einerseits  aus  inhaltlichen  (politischen,  ideologischen,  weltanschaulichen)  Grün-  den  angezeigt  erscheinen,  weil  die  Integrationskräfte  der  Nutzergemein-  schaft  nicht  ausreichen  und  sich  die  Diskussionsatmosphäre,  ein  wichti-  ges  Qualitätskriterium  und  damit  auch  zentraler  wertbildender  Faktor  der  Plattform,  verschlechtert.  Andererseits  kann  der  Plattformbetreiber  nach  Inanspruchnahme  durch  Dritte  weitere  Rechtsverletzungen  des  störenden  Nutzers  für  die  Zukunft  dadurch  ausschließen  wollen,  dass  er  diesem  die  Benutzung  der  Plattform  untersagt.  Ein  solcher  Ausschluss  kann  sich  –  als  ultima  ratio  –  auch  als  unmittelbare  störerhaftungsrechtliche  Verpflichtung  des  Betreibers  ergeben.  998  Wegen  der  Möglichkeit  ständiger  Neuanmeldun-  gen  unter  jeweils  anderem  Benutzernamen  ist  der  Plattformbetreiber  hier  über  die  Sperrung  des  aktuellen  Nutzerkontos  hinaus  darauf  ange-  wiesen,  dass  ihm  das  Recht  zusteht,  den  störenden  Nutzer  dauerhaft  der  Plattform  zu  verweisen,  mithin  ein  „virtuelles  Hausrecht“  geltend  zu  machen  und  ein  entsprechendes  „Hausverbot“  zu  erteilen.  Die  Vir-  tualität  bezieht  sich  dabei  freilich  nicht  auf  das  Hausrecht,  sondern  dessen  Bezugsraum.  999  2.  Dogmatische  Begründung  Ein  solches  Recht  ergibt  sich  zunächst  grundsätzlich  aus  der  Privatau-  tonomie,  der  auch  das  Verhältnis  zwischen  Plattformbetreiber  und  störendem  Nutzer  unterworfen  ist.  1000  Der  Betreiber  unterliegt  insbe-  sondere  auch  keinem  entgegenstehenden  Kontrahierungszwang.  Eine  Diskussionsplattform  ist  namentlich  kein  lebenswichtiger  Beitrag  zur  Daseinsvorsorge  1001  und  auch  das  kartellrechtliche  Diskriminierungs-  verbot  (§§  19,  20  GWB)  begründet  –  mangels  marktbeherrschender  Stellung  einer  einzelnen  Diskussionsplattform  1002  –  in  aller  Regel  keine  Verpflichtung  des  Betreibers,  jedermann  jederzeit  die  Teilnahme  zu  gewähren.  1003  Es  kann  an  dieser  Stelle  dahinstehen,  ob  das  „virtuelle  Hausrecht“  seine  dogmatische  Grundlage  in  einer  entsprechenden  An-  998  Siehe  dazu  unten  S.  165.  999  Zutreffend  Schmidl,  K&R  2006,  563  (563).  1000  Von  der  Privatautonomie  ausgehend  entwirft  Ladeur,  MMR  2001,  787  (790  f.)  den  Gedanken  der  Notwendigkeit  der  Entwicklung  von  „Private  Ordering“  über  das  Verbot  widersprüchlichen  Verhaltens  hinaus  (im  Sinne  einer  „Suche  nach  produktiven  gesellschaftlichen  Regeln  der  Selbstkoordination  und  Selbstorganisati-  on“  [dort  S.  791  oben]).  1001  Ausführliche  Begründung  hierfür  bei  Kohl,  Kommunikationsforen,  S.  200  ff.  1002  Ebenso  Kohl,  Kommunikationsforen,  S.  204.  1003  Auch  aus  §  19  AGG  ergibt  sich  wohl  jedenfalls  bei  eindeutigen  „Tendenzfo-  ren“  nichts  anderes,  dazu  Maume,  MMR  2007,  620  (624);  a.A.  Schmidl,  K&R  2006,  563  (564  f.).