76  Drittes  Kapitel:  Die  Grundsätze  der  Störerhaftung  F.  Systematisierung  der  Kriterien  I.  Methodischer  Ansatz  Der  Versuch  einer  Systematisierung  denkbarer  Kriterien  für  die  Be-  stimmung  des  Umfangs  der  Prüfungspflichten  eines  potentiellen  Störers  soll  an  dieser  Stelle  zunächst  allgemein  und  ohne  konkreten  Bezug  auf  Störer  im  Internet  in  Angriff  genommen  werden.  (Ganz  bewusst)  Im  Gegensatz  zu  einer  für  die  Begriffsjurisprudenz  typischen  Deduktion  aus  wenigen  Begriffen  und  Axiomen  stellt  sich  die  umfassende  Interes-  senabwägung  zur  Bestimmung  von  Art  und  Umfang  zumutbarer  Prü-  fungspflichten  als  „Berücksichtigung  zahlreicher  Gesichtspunkte  eines  weitgehend  offenen  Topoi-Katalogs“  dar.  414  Medienspezifische  Aspekte,  allen  voran  das  Verhältnis  zwischen  Prü-  fungspflichten  und  Freiheit  von  Überwachungspflichten  (§  II  TMG),  sind  deshalb  einem  gesonderten  Kapitel  vorbehalten.  Gleichwohl  sind  bei  einigen  Kriterien  nach  einer  allgemeinen  Darstellung  bereits  vertie-  fende  Hinweise  zu  den  konkreten  tatsächlichen  Ausprägungen  im  Be-  reich  der  Providerhaftung  eingefügt.  Die  systematische  Trennung  zwischen  störerbezogenen  Aspekten  und  solchen  Gesichtspunkten,  die  am  Primärverletzer  anknüpfen,  ist  natur-  gemäß  dann  schwierig,  wenn  das  Verhältnis  der  beiden  Beteiligten  zu-  einander  betroffen  ist.  Im  Rahmen  dieser  Untersuchung  sollen  solche  „doppelrelevanten“  Aspekte  bei  der  Darstellung  der  störerbezogenen  Gesichtspunkte  konzentriert  werden.  Ebenfalls  bewusst  ist  der  Verzicht  auf  ein  prüfungssystematisches  Vor-die-Klammer-Ziehen  der  Frage,  ob  im  konkreten  Fall  überhaupt  Prüfungspflichten  des  in  Anspruch  Genommenen  anzunehmen  sind.  415  Eine  bereits  priori  erklärte  Globalausnahme  von  jedweder  Prü-  fungspflicht  kann  (und  muss)  es  systematisch  nämlich  nicht  geben.  Sobald  eine  mittelbare  Rechtsverletzung  im  Raum  steht,  ist  bereits  da-  mit  die  Frage  bestehender  und  ggfls.  verletzter  Prüfungspflichten  jedes  mittelbar  zur  Verletzung  Beitragenden  aufgeworfen.  Diese  Frage  kann  am  Ende  des  Abwägungsprozesses  verneint  werden.  Dabei  müssen  natürlich  auch  Argumente  der  Sozialadäquanz  des  Störerverhaltens,  die  414  Vgl.  Sieber,  Verantwortlichkeit,  Rn.  407  zur  strukturell  vergleichbaren  Frage  der  Zumutbarkeit  von  technischen  Sperrmaßnahmen.  Zur  tatsächlichen  Effektivität  solcher  technischer  Sperrmaßnahmen  im  Internet  ausführlich  Degen,  Freiwillige  Selbstkontrolle,  S.  135  ff.  415  So  zumindest  als  Prüfungsprogramm  aufgeworfen  von  Volkmann,  Störer,  S.  142  ff.