186  Sechstes  Kapitel:  Haftung  der  Online-Auktionsplattformen  Hinsichtlich  der  Reichweite  des  Überwachungsgebots  ist  damit  die  Frage  aufgeworfen,  ob  sich  die  Überwachungspflicht  auf  alle  Produkte  des  betroffenen  Schutzrechtsinhabers  zu  beziehen  hat.  Wenn  aber  be-  reits  durch  eine  Erstverletzung  zukünftig  alle  Produkte  eines  Herstellers  Gegenstand  spezifischer  Überwachungspflichten  wären,  wären  die  Grenzen  spezifischer  Überwachungspflichten  überdehnt  und  diese  zu  weitgehend  „allgemeinen“  Überwachungspflichten  angenähert.  Bereits  nach  kurzer  Zeit  sähe  sich  der  Plattformbetreiber  Überwachungspflich-  ten  ausgesetzt,  die  auf  die  allgemeine  Überwachung  bestimmter  rechts-  verletzungsanfälliger  Marktbereiche  (Luxusgegenstände,  Elektronik,  Software  etc.)  hinausliefen.  Im  Folgenden  sollen  deshalb  mögliche  Kri-  terien  auf  ihre  Tauglichkeit  für  die  Bestimmung  der  relativen  Überwa-  chungspflichten  hin  untersucht  werden.  2.  Verletzerbezogene  Kriterien  a)  Probleme  der  Identifizierung  des  Verletzers  Sehr  naheliegend  und  auch  technisch  nicht  unzumutbar  ist  die  Annah-  me  einer  Überwachungspflicht  hinsichtlich  aller  zukünftigten  Platt-  formbenutzungen  durch  den  Erstverletzer  im  Rahmen  der  Produktkate-  gorie  der  Erstverletzung.  975  Eine  Identifizierung  über  dessen  IP-Adresse  ist  allerdings  nicht  nur  rechtlich  problematisch  und  technisch  wenig  Erfolg  versprechend,  976  sondern  durch  die  Anmeldepflicht  auch  zu-  nächst  nicht  angezeigt.  Sobald  der  Erstverletzer  allerdings  den  Anmel-  denamen  (gleich  ob  nach  oder  bereits  vor  einer  entsprechenden  Sper-  rung  seines  alten  Benutzerkontos  durch  den  Betreiber)  wechselt,  stellt  sich  das  Problem  der  Identifizierung  des  Erstverletzers.  Nur  wenn  näm-  lich  der  Erstverletzer  auch  über  andere  Merkmale  als  seinen  Benutzer-  namen  identifizierbar  ist,  können  diese  Merkmale  (etwa  der  bürgerliche  Name  bzw.  die  Firma,  die  hinterlegte  E-Mail-Adresse,  die  Postanschrift,  die  Bankverbindung  oder  vergleichbare  Daten)  Eingang  in  die  Formu-  lierung  eines  tauglichen  Suchmusters  finden.  b)  Sperrungsverpflichtung?  Fraglich  ist,  ob  und  gegebenenfalls  wann  der  Betreiber  mit  dessen  bei  der  Erstverletzung  geführten  Benutzernamen  sperren  muss,  um  seiner  Gefahrvermeidungspflicht  zu  genügen.  Hier  sind  nicht  nur  wegen  der  vertraglichen  Verpflichtungen  des  Betreibers  gegenüber  dem  Erstverlet-  975  Ohne  ersichtlichen  Grund  auf  jugendgefährdende  Medien  beschränkend  BGH,  NJW  2008,  758  (762  f.,  Tz.  44)  –  Jugendgefährdende  Medien  bei  eBay.  976  Breyer,  MMR  2009,  14  (17).