B.  Haftungsbeschränkungen  55  fungspflichten,  die  über  bloße  Zumutbarkeitskorrekturen  hinausgehen,  war  hier  noch  nicht  deutlich  genug  herausgearbeitet,  um  bereits  von  einem  Paradigmenwechsel  296  hin  zur  Tatbestandslösung  zu  sprechen.  2.  Tatbestandslösung  a)  Entwicklung  Nunmehr  nimmt  die  Rechtsprechung  die  Lösung  auf  Tatbestandsseite,  also  bei  der  Bestimmung  des  Störerbegriffs,  vor.  Störer  sollte  demnach  nur  derjenige  sein,  der  eine  ihm  obliegende  „Prüfungspflicht“  297  verletzt  hat.  Diese  Prüfungspflichten  hat  die  Rechtsprechung  aus  dem  Gedan-  ken  der  begrenzten  Zumutbarkeit  umfassender  Prüfungspflichten  ent-  wickelt  und  mittlerweile  zum  zentralen  Tatbestandsmerkmal  der  Stö-  rerhaftung  ausgebildet.  Zum  ersten  Mal  hat  der  BGH  in  seiner  Entscheidung  „Architekten-  wettbewerb“  298  deutlich  herausgearbeitet,  dass  in  Fällen,  in  denen  der  potentielle  Störer  derjenigen  (bspw.  berufsrechtlichen)  Verbotsnorm,  gegen  die  der  unmittelbare  Verletzer  verstößt,  selbst  nicht  unterworfen  ist,  zwar  kein  Grund  besteht,  eine  Haftung  generell  zu  verneinen,  299  wohl  aber  ein  Konflikt  zu  lösen  ist:  Dem  Störer  würde  nämlich  bei  einer  Erstreckung  dieser  Pflicht  auf  ihn  (als  eigentlich  nicht  von  der  Pflicht  erfassten  Dritten)  für  die  Zukunft  eine  eigene  Prüfungspflicht  auferlegt,  deren  Verletzung  Sanktionen  zur  Folge  hätte.  Dem  als  Störer  in  An-  spruch  Genommenen  müsse  daher  ausnahmsweise  der  Einwand  offen  stehen,  dass  ihm  im  konkreten  Fall  eine  Prüfungspflicht  –  etwa  weil  der  Störungszustand  für  ihn  nicht  ohne  weiteres  erkennbar  war  –  entweder  überhaupt  nicht  oder  jedenfalls  nur  eingeschränkt  zuzumuten  sei.  300  Mit  der  Entscheidung  „Architektenwettbewerb“  wurde  außerdem  im  Be-  reich  des  Wettbewerbsrechts  –  nach  einer  gewissen  Zeit  asynchroner  296  Zu  diesem  wissenschaftstheoretischen  Begriff  (unter  Voranstellung  nachvoll-  ziehbarer  Bedenken  gegen  eine  allgemein  ausufernde  Verwendung)  Petersen,  Interes-  senjurisprudenz,  S.  f.  297  Stenzel,  Haftung,  S.  155  Rn.  720,  ist  zu  konzedieren,  dass  der  Begriff  „Prü-  fungspflichten“  sprachlich  irreführend  ist  und  stattdessen  besser  von  „Prüfpflichten“  gesprochen  werden  sollte  (weil  der  Begriff  Pflichten  zur  Prüfung  und  nicht  Pflichten  bei  der  Prüfung  umschreiben  soll).  Da  sich  aber  die  Nomenklatur  der  Rechtspre-  chung  allgemein  durchgesetzt  hat,  soll  auch  hier  von  „Prüfungspflichten“  gesprochen  werden.  298  BGH,  GRUR  1997,  313  (316)  –  Architektenwettbewerb.  299  Siehe  schon  BGH,  GRUR  1990,  373  (374)  –  Schönheits-Chirurgie;  BGH,  GRUR  1996,  905  (907)  –  GmbH-Werbung  für  ambulante  ärztliche  Leistungen.  300  BGH,  GRUR  1997,  313  (316  oben)  –  Architektenwettbewerb.