b)  Kritische  Würdigung  B.  Haftungsbeschränkungen  57  Die  Interessenabwägung  des  BGH  stellt  den  Aspekt  der  Zumutbarkeit  der  Prüfung  in  den  Mittelpunkt  der  Entscheidung  über  die  Haftungs-  zuweisung.  Dieser  Begriff  der  „Zumutbarkeit“  ist  freilich  ausfül-  lungsbedürftig  und  bringt  für  sich  allein  genommen  nur  einen  be-  grenzten  Erkenntnisgewinn,  besagt  er  doch  nicht  viel  mehr  als  das  Erfordernis  einer  Interessenabwägung.  In  Ausgleich  gebracht  werden  das  Interesse  des  Rechteinhabers  an  einem  effektiven  Schutz  der  Inte-  grität  des  verletzten  Rechtes  und  die  Freiheitsrechte  des  mit  Kosten  und  sonstigem  Aufwand  belasteten  potentiellen  Haftungsschuldners,  dessen  Beitrag  zum  Verletzungserfolg  lediglich  ein  mittelbarer  ist.  An  greifbaren  Abwägungskriterien  fehlt  es  dabei  in  der  zitierten  Recht-  sprechung  des  BGH.  Vielmehr  werden  zur  Konkretisierung  wiederum  wenig  handhabbare  Grenzen  wie  „Haftung  nicht  über  Gebühr“  gezo-  gen.  1.  Zumutbarkeit  (von  Gierke)  III.  Materielle  Ansätze  in  der  Literatur  Ähnlich  wie  der  BGH  stellt  von  Gierke  den  ausfüllungsbedürftigen  Begriff  der  Zumutbarkeit  in  den  Mittelpunkt  ihrer  Abwägungen  zur  Haftungsbeschränkung  des  Störers.  Nach  dieser  Lösung  solle  eine  ein-  zelfallbezogene  Interessenabwägung  der  Prüfung  der  sonstigen  An-  spruchsvoraussetzungen  nachgeschaltet  werden.  308  Die  Lösung  über  §  242  BGB  als  generelles  Instrument  der  Haf-  tungsbeschränkung  „auf  breiter  Front“  begegnet  aber  gewichtigen  Bedenken.  309  So  taugt  der  Grundsatz  von  Treu  und  Glauben  grund-  sätzlich  eher  zur  Korrektur  unbilliger  Einzelkonstellationen  und  weni-  ger  als  von  vorneherein  in  die  Anspruchsvoraussetzungen  integriertes  Korrektiv.  310  Außerdem  ist  diese  Interessenabwägung  –  bei  allem  Verständnis  für  die  Notwendigkeit  einer  Einbeziehung  einer  Abwägung  in  den  Störer-  haftungstatbestand  –  im  Ergebnis  ebenso  unpraktikabel  wie  das  (ledig-  lich  anders  benannte)  Zumutbarkeitskriterium  des  BGH.  311  Von  „Vor-  308  von  Gierke,  WRP  1997,  892  (895).  309  So  auch  Stenzel,  Haftung,  S.  167.  310  Vgl.  zum  Normzweck  der  Einzelfallgerechtigkeit  MünchKomm/Roth,  §  242  Rn.  23;  allgemein  zur  Fallgruppe  der  Beschränkung  von  Rechten  aufgrund  objektiver  Interessenlage  MünchKomm/Roth,  §  242  Rn.  371  f.  311  Zutreffend  Schünemann,  WRP  1998,  120  (121).