72  Drittes  Kapitel:  Die  Grundsätze  der  Störerhaftung  3.  Dogmatische  Begründung  a)  Allgemeines  Über  die  gedankliche  Entwicklung  der  allgemeinen  Gefahrvermei-  dungspflichten  hinaus  sollen  im  Folgenden  kurz  zwei  dogmatische  Gründe  für  dieses  Verständnis  dargestellt  und  die  Terminologie  erläu-  tert  werden.  Darüber  hinaus  ist  an  dieser  Stelle  daran  zu  erinnern,  dass  nicht  nur  die  hier  entworfene  Dogmatik  einer  argumentativen  Fundie-  rung  bedarf.  So  ist  die  dogmatische  Vereinigung  der  Prüfungspflichten  und  der  Verkehrspflichten  (bzw.  das  Aufgehen  der  Prüfungspflichten  in  den  Verkehrspflichten)  genauso  begründungsbedürftig  wie  eine  dogma-  tische  Parallelität  von  Prüfungs-  und  Verkehrspflichten  unter  einem  gemeinsamen  systematischen  Dach.  b)  Rechtsschutzrichtung  Verkehrspflichten  und  Prüfungspflichten  weisen  unterschiedliche  Rechtsschutzrichtungen  auf.  Während  die  deliktischen  Verkehrspflich-  ten  im  Rahmen  der  Schadensersatzhaftung  der  §§  823  ff.  BGB  entwi-  ckelt  wurden,  sind  die  negatorischen  Prüfungspflichten  aus  einer  Ana-  logie  zum  Unterlassungsanspruch  des  Eigentümers  entstanden  398  und  bis  heute  als  Tatbestandsvoraussetzung  der  Störerhaftung  mit  dem  Unter-  lassungsanspruch  verknüpft.  Die  vielen  Kongruenzen  zwischen  Verkehrspflichten  und  Prüfungs-  pflichten  leugnet  oder  missachtet  die  hier  vorgeschlagene  Dogmatik  übrigens  keineswegs.  Schon  aus  dem  Grund  der  vorstehend  erläuterten  unterschiedlichen  Rechtsschutzrichtung  aber  sind  die  beiden  Konzepti-  onen  als  zwei  unterschiedliche  Unterkategorien  der  allgemeinen  Gefahr-  vermeidungspflichten  anzusehen.  Letztere  sind  nach  diesem  Verständnis  hinsichtlich  ihrer  Rechtsschutzrichtung  umfassend,  also  repressiv  und  präventiv.  c)  Umfang  des  Pflichtenkreises  Darüber  hinaus  unterscheiden  sich  Verkehrspflichten  und  Prüfungs-  pflichten  auch  hinsichtlich  des  Pflichtenkreises,  der  sie  jeweils  konstitu-  iert.  Während  nämlich  die  deliktischen  Verkehrspflichten  grundsätzlich  Verantwortlichkeit  für  eigenes  Handeln  begründen,  dienen  die  Prü-  fungspflichten  auch  (oft  sogar  gerade)  dazu,  das  Handeln  Dritter  in  den  Tatbestand  des  Unterlassungsanspruchs  einzubeziehen.  Zwar  findet  398  Siehe  dazu  oben  S.  49.