B.  Prüfungspflichten  und  Überwachungspflichten  157  tigem  Verständnis  845  nicht  jede  Form  einer  Pflicht  zur  Kenntnisnahme  solcher  Informationen  ausgeschlossen  sein  (denn  dann  wäre  die  Be-  schränkung  auf  „allgemeine“  Überwachungspflichten  überflüssig).  Dass  nach  der  ECRL  unter  spezifischen  Überwachungspflichten  gerade  keine  Überwachungspflichten  im  Zusammenhang  mit  Prüfungspflichten  des  Störers  verstanden  werden  dürften,  846  überzeugt  nicht.  Spezifische  Überwachungspflichten  setzen  darüber  hinaus  nicht  zwingend  eine  bereits  erfolgte  Verletzung  voraus.  „Anlass“  für  nicht-  allgemeine  Überwachungspflichten  können  namentlich  auch  besondere  Gefährdungslagen  sein,  die  zum  Entstehen  spezifischer,  auf  diese  be-  sondere  Gefährdungslage  bezogenen  Überwachungspflichten  führen.  Zumutbar  sind  solche  Pflichten  aber  nur,  wenn  und  soweit  sich  pas-  sende  Suchmuster  für  eine  automatisierte  Durchsuchung  des  Informati-  onsbestandes  finden  lassen.  847  Die  Suchmuster  muss  der  Diensteanbieter  der  Gefährdungssituation  entnehmen  (können).  Eine  Inhaltsüberwa-  chung  wird  sich  hier  am  Kern  der  drohenden  –  also  hypothetisch  hin-  zugedachten  –  Verletzung  orientieren  müssen.  Konkrete  Probleme  der  Ableitung  von  Suchmustern  werden  bei  der  Darstellung  der  Haftungs-  konstellationen  bei  Online-Auktionsplattformen  und  Online-Diskus-  sionsforen  zu  erörtern  sein.  4.  Typisierung  der  Überwachungspflichten  Im  Rahmen  der  Störerhaftung  ist  somit  zwischen  ursprünglichen  und  solchen  Überwachungspflichten  zu  unterscheiden,  die  durch  eine  erfolg-  te  Erstverletzung  ausgelöst  werden.  Geeignet  erschiene  eine  terminolo-  gische  Trennung  848  in  primäre  und  sekundäre  Pflichten,  weil  diese  sich  jeweils  auf  die  (primäre)  Phase  vor  bzw.  die  (sekundäre)  Phase  nach  einer  konkreten  Rechtsverletzung  beziehen.  Deutlicher  wird  der  Bezug  auf  eine  konkrete  Verletzung  (und  aus  dieser  ableitbare  Überwachungs-  suchmuster)  allerdings  durch  die  Differenzierung  zwischen  absoluten  (d.h.  erstverletzungsunabhängigen)  und  relativen  (erstverletzungs-  induzierten)  Überwachungspflichten.  Absolute  Überwachungspflichten  sind  namentlich  dann  keine  (von  §  II  TMG  ausgeschlossenen)  „all-  gemeinen  Überwachungspflichten“,  wenn  ihnen  hinsichtlich  ihrer  Ent-  845  Ebenso  Rössel/Rössel,  CR  2005,  809  (811);  a.A.  die  Autoren,  die  Unterlas-  sungsansprüche  gegen  Provider  grds.  ablehnen,  siehe  dazu  sogleich  unten  S.  161.  846  So  Kohl,  Kommunikationsforen,  S.  123  ff.;  ähnlich  Volkmann,  Störer,  S.  181  f.  847  So  ausdrücklich  BGH,  NJW  2007,  2636  (2640  oben,  Tz.  47)  –  Internet-  Versteigerung  II.  Demgegenüber  hält  Pichler,  MMR  1998,  540  (541)  eine  Ausfilter-  barkeit  für  die  Bejahung  einer  Haftung  als  Störer  nicht  für  relevant,  solange  die  tatsächliche  Herrschaft  über  den  gesamten  Datenbestand  besteht.  848  Generalisierende  Typisierung  im  Sinne  von  Leenen,  Typus  und  Rechtsfindung,  S.  25  f.